„Kein Platz? Eine Ausrede“ – Ein Kommentar der in unserem Team Kopfschütteln verursacht.
Doch, so ist es leider! Egal wohin man sieht, ob in Deutschland oder Ungarn, nahezu jedes Tierheim ist überlastet und viele können keine Tiere mehr aufnehmen. Einige Menschen haben keine Vorstellung davon, wie es in den ausländischen Tierheim aussieht, daher möchten wir unsere persönliche Situation wie sie in Ibrány, Ungarn ist, erläutern.
Unser Partnertierheim liegt im Osten Ungarns. Dort herrscht besonders große Armut. Dementsprechend ist auch die Armut der Tiere bedeutend größer als in anderen Teilen des Landes.
Unser Partnertierheim wird von zwei Frauen geleitet. Sie beherbergen und versorgen rund 200 Hunde. Ab und zu sind Helfer da, doch den Großteil der Zeit kümmern sie sich allein um diese Tiere. Bei Wind und Wetter, bis zu 10 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr, bei Krankheit und an Feiertagen. Nicht nur die Versorgung im Tierheim zählt dazu, sondern auch das einfangen von Hunden auf der Straße, die Besuche in der Tierklinik, Recherchen von Missständen, Versorgung von Hunden, die aus besagten Platzgründen nicht aufgenommen werden können. Die Lage vor Ort wird immer schlimmer, immer mehr Tiere werden ausgesetzt, misshandelt, tierschutzwidrig gehalten. Unsere Zwinger sind voller als voll. Es gibt regelmäßig Beißereien, selbst unter Tieren die lange Zeit gut miteinander zurecht kamen. Es ist alles andere als einfach und mal eben schnell geklärt, wenn eine Gruppe aufgrund Unverträglichkeiten neu sortiert werden muss. Es kann im ersten Moment gut gehen und am nächsten Tag gibt es auch hier Beißereien, dann muss wieder ein Hund umgesetzt werden. Es war nie unser Ziel Hunde zu stapeln und Zwinger zu überfüllen, denn es ist keinem Hund geholfen, wenn er Stress ausgesetzt ist, angegriffen oder unterdrückt wird, nichts zu Fressen abbekommt und ein Tier permanent in Auseinandersetzungen gerät. Dies kann tödlich enden!
Darüber hinaus mussten Zwinger abgebaut werden, weil sie durch vergangene Stürme so schwer beschädigt wurden, dass die Hunde darin nicht mehr sicher untergebracht sind. Wir sind permanent dran neue Zwinger zu bauen, doch das funktioniert ohne Unterstützung nicht. Ein Objekt mit etwa 5 Zwingern kostet 1500€. Jeder Tierschutzverein unterhält Kosten durch Spenden. Ohne diese sind Fortschritte gar nicht denkbar.
Wir haben mittlerweile eine Warteliste von Hunden die auf Grundstücken zurückgelassen wurden oder an der Kette leben und von ihren Besitzern nicht mehr gebraucht werden. Wir können diese Tiere nur nach und nach aufnehmen, sobald Platz ist!
Thema Pflegestellen: Ungarn ist nicht Deutschland. Es ist hier schon schwer gute und zuverlässige Pflegestellen zu finden. In Ungarn sind Pflegestellen eine absolute Rarität.
Hajni und Emese versorgen nicht nur unsere Tierheimhunde, sondern auch Hunde in schlechter Haltung. Sie kontrollieren regelmäßig die Haltung gemeldeter Fälle, geben den Besitzerhunden Futter, Hütten, impfen sie, verabreichen Wurmkuren, unterstützen Kastrationen!
Kein Platz bedeutet also Beißereien, Unterdrückung, Frust, Lebensgefahr für diese Tiere. Kein Platz bedeutet Ärger mit den Behörden, denn auch in Ungarn gibt es Auflagen dafür wie viele Hunde in einem Zwinger gehalten werden dürfen und das wird auch kontrolliert! Dies kann zur Folge haben, dass Hunde auf behördliche Anordnung eingeschläfert werden. Davon reden wir seit Monaten! Ist den Hunden damit also geholfen, wenn wir sie in Zwinger stopfen, damit sie nirgends einsam sitzen und am Ende vielleicht sogar euthanisiert werden?
Wir teilen diese Hunde in Notlagen nicht nur, weil wir euch die Realität vor Ort nahe führen wollen. Wir teilen euch diese Umstände vor allem mit, weil diese Tiere Hilfe brauchen und wir eine Lösung für sie finden möchten. Alleine schaffen wir das jedoch nicht! Wir teilen diese Hunde in der Hoffnung die ein oder andere zuverlässige Pflegestelle zu finden oder gar eine Familie für diese Hunde. Bitte schimpft nicht immer nur, sondern hinterfragt und reflektiert. Nicht wir sind die Bösen, sondern diese Menschen, die ihre Tiere schlecht behandeln und sich selbst überlassen!
Lasst uns gemeinsam etwas bewirken – Beiträge teilen und aktives Umhören kann Leben retten und verbessern!
